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AutorenbildMechthild Reitz

Leitfaden Fohlengeburt


Leitfaden für die Fohlengeburt:

Viele Züchter, die nur selten oder gar erstmals ihre Stute decken lassen, sind zeitweise unsicher, was im Vorfeld vorbereitet werden sollte und wie eine Geburt im Idealfall abläuft.

Aus diesem Grunde habe ich hier einen Leitfaden zur Fohlengeburt zusammengestellt, der ggf. dem einen oder anderen helfen soll. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne auch telefonisch zur Verfügung.

Ansprechpartnerin: Diana Grün, Trakehnergestüt Lindenhof am Berg, Gielert, Tel: 0171-1488-535

Bald wird das Fohlen geboren. Was muss ich im Vorfeld und während der Geburt beachten?

Bitte bedenken Sie, dass sich die Niederkunft zwischen 14 Tage vor und bis 3 Wochen nach dem errechneten Termin schwanken kann. Sofern die Stute fit ist und sich normal verhält, sind 3 Wochen „übertragen“ unbedenklich. Erst wenn das Fohlen fertig ist, bestimmt es selbst, wann es „raus“ will. Die Stute kann es nur ein wenig hinauszögern, sofern es ihr zu unruhig ist …..

In den letzten Wochen vor der Geburt sollten folgende Sachen vorbereitet werden:

  • Einmalhandschuhe

  • Klistier aus der Apotheke

  • Betaisodona und Einmalschnapsgläser zur Nabeldesinfektion oder kleines Alternativgefäß

  • Handtücher

  • Babyflasche (das Loch im Nuckel minimal vergrößern)

  • Strohschnur zum Hochbinden der Nachgeburt

  • Telefonnummer des Tierarztes am besten an die Box schreiben und mit dem Tierarzt Rufbereitschaft vereinbaren, da die Fohlen meistens in der Nacht kommen

  • PH-Teststreifen aus der Apotheke ( für Urin)

  • Salzleckstein entfernen oder so hoch hängen, dass das Fohlen nicht darankommt. Wenn das Fohlen an das Salz gelangt verursacht dieses intensiven Durchfall.

  • Die Stute 2-4 Tage vor der Geburt entwurmen

Anzeichen für eine bevorstehende Geburt:

  • Harztropfen am Euter

  • Zunächst senkt sich das Fohlen, muss dann aber „hochkrabbeln“. Dieses sieht man eigentlich recht deutlich, dass der Bauch plötzlich nicht mehr so tief hängt

  • Ph Wert fällt auf 6,2 ab

  • Unruhe der Stute

  • Einfallen der Kruppe, d.h. die Beckenbänder werden weich

  • Die Zitzen verformen sich trichterähnlich und werden länger

  • Die Scheide schwillt seitlich ein wenig an und ist besser durchblutet

  • Der Schweif wird höher und höher getragen und wedelt teilweise wie ein Propeller

  • Häufiges Absetzen von Kot

Wenn eine Stute das erste Mal fohlt oder sehr nervös ist, greifen Sie so wenig wie möglich ein. Achten Sie auf Ruhe im Stall und beobachten Sie sie nur von weitem.

Die Geburt beginnt:

  • Der Schweif steht fast waagerecht ab

  • Die Stute fängt an zu schwitzen

  • Permanentes Äppeln, die Abstände werden immer kürzer

  • Schwallweises absetzen von Urin

  • Platzen der Fruchtblase

  • Jetzt sieht man schon unmittelbar danach die Vorderfüße kommen, sie zeigen nach unten. Nicht erschrecken die Hufe sind noch nicht fertig. Es sind ganz weiche Lamellen um die Stute im Geburtskanal nicht zu verletzen.

  • Der Kopf ist auf den Beinen gelagert

  • Wenn man das Mäulchen sieht und die Zunge seitlich heraus hängt, keine Panik bekommen, das ist normal, in diesem Stadium der Geburt könnte man meinen, das Fohlen sei tot.

  • Es kann durchaus sein, dass jetzt die Stute wieder aufsteht. Das ist normal, denn damit bewegt sie auch nochmal das Fohlen

  • Jetzt kommt der schwerste Moment: Der Schulterbereich, das kann einige Minuten dauern

  • Danach geht es ganz flott

Was muss ich bei einem neugeborenen Fohlen kontrollieren?

  • Nach etwa 5-15 min sollte das Fohlen erst den Kopf anheben, sich in Brustlage aufrichten und Saugreflex zeigen

  • Nach etwa 15-30 min sichere Brustlage und nun deutliche Aufstehversuche starten

  • Nach 1 Stunde sollte das Fohlen stehen und das Euter suchen

  • Absetzen von Darmpech sehr zügig, es sollte nach 1 Tag spätestens Milchkot kommen

  • Atmung sollte nach etwa 15 min bei 40-60 Züge pro Minute sein

  • Die Temperatur sollte bei ungefähr 38,5 – 39 °C liegen

  • Am nächsten Tag sollte der Tierarzt das Fohlen checken

Wie bestimme ich den Ph-Wert und was sagt er aus?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Harztropfen auch etliche Tage ( ich hatte schon 14 Tage) zu sehen ist und damit nicht so sehr genau ist. Der Ph-Wert ist da schon etwas aussagekräftiger. Ich hatte es mal bei laktierenden Stuten getestet. Die Milch hat immer einen Wert von 5,9 – 6,2. Das ist auch der Hintergrund des Ganzen. Der Inhalt des Euters hat einen Wert von 7,7 – 8,0. Erst wenn die Milch einschießt geht der Wert nach unten, was die unmittelbar bevorstehende Geburt anzeigt. Ich messe jeden Morgen und jeden Abend. Dazu drücke ich ein wenig aus der Zitze direkt auf den Teststreifen, kurz abschütteln und schaue nach ein paar Sekunden, welche Farbe angezeigt wird. Nicht zu lange warten, da die Farbe sehr nachdunkelt. Der Wert kann allerdings auch innerhalb weniger Stunden runtergehen und ich hatte es auch schon, dass es selbst mit 6,2 noch 2 Tage dauerte. Es geht natürlich nicht, ohne die Stute auch ansonsten genauestens zu beobachten. Es ist ein Zusammenspiel von allen Faktoren. Und keine Angst, selbst wenn man den Ph-Wert misst, sieht man immer noch auch den Harztropfen. Die Teststreifen müssen immer im Trockenen gelagert werden!

Ich benutze auch schon seit Jahren sehr erfolgreich den Birth Alarm Gurt und habe im Stall Kameras installiert, so, dass ich die Stute permanent beobachten kann, ohne sie zu nervös zu machen. Zusätzlich habe ich den Gurt auf der Stute, der den Alarm auslöst, wenn die Stute sich mit Wehen hinlegt. Liegt sie ruhig liegt, löst er keinen Alarm aus. Das funktioniert sehr gut, und so kann ich auch nachts schlafen und tagsüber meiner normalen Arbeit nachgehen. Es gibt auch Möglichkeiten, sich einen Birth Alarm Gurt zu mieten.

Wenn die Stute es zulässt, kann man die Eihaut von den Nüstern entfernen, sobald der Schulterbereich draußen ist und schauen, dass man den Kopf ein wenig anhebt, so, dass kein Fruchtwasser verschluckt werden kann. Wenn man die Stute unterstützen möchte, unbedingt immer nur mit !!!! den Wehen ziehen und in Richtung Sprunggelenke. Dies sollten aber nur erfahrene Leute machen. Wenn der Kopf nicht auf den Vorderbeinen liegt und man nicht das Mäulchen auf Höhe der Vorderfußwurzelgelenke „entdeckt“, kann man mit der Hand hineingreifen und ertasten, ob der Kopf da ist. Vorher allerdings Uhr und Schmuck unbedingt ablegen. Falls dieser nicht zu ertasten ist, sofort den Tierarzt hinzuziehen.

An dieser Stelle appelliere ich an jeden, der nicht so viel Erfahrung hat: Wenn es nicht zügig voran geht, unbedingt den Tierarzt hinzuziehen. Herumexperimentieren kann das Leben von Stute und Fohlen gefährden.

Die ganze Geburt dauert im Normalfall noch keine 10 min. Es kann natürlich bei großen Fohlen etwas länger dauern.

Ist der Neuankömmling nun da, lassen sie so lange wie möglich die Nabelschnur dran. Das ist gut für das Blut des Fohlens. Sie reißt ab, sobald die Stute aufsteht. Auf keinen Fall durchschneiden!! Es gibt eine Sollbruchstelle, wodurch es auch kaum blutet, wenn sie ab geht. Dann sofort den Nabel in das Betaisodona eintunken. Ruhig mehrmals machen. Auch am nächsten Tag noch, immer wieder desinfizieren. Ich reibe auch das Fohlen etwas trocken, wenn die Stute noch liegt, das bindet und gewöhnt es schon ein wenig an den Menschen. Dabei schaue ich, ob es fit ist. Es sollte sich alsbald aufrecht hinlegen und Saugreflex zeigen und anfangen, aufstehen zu wollen (10-15 min).

Sobald die Stute steht, melke ich Milch ab, direkt in die vorbereitete Babyflasche und gebe es dem Fohlen. Das gibt schon etwas Kraft und das Fohlen findet auch leichter das Euter. Dann melke ich noch eine Portion Milch ab, die ich einfriere. So habe ich für den Notfall immer etwas auf Vorrat, sortiere aber die alten nach 3 Jahren aus.

Wenn die Erstversorgung des Fohlens gemacht ist und die Stute mittlerweile steht, muss man die Nachgeburt an der Schweifrübe hochbinden. So wird verhindert, dass die Stute darauf tritt und sie abreißt. Kleine, in der Gebärmutter verbleibende Reste, können zu schwersten Rehen bei der Stute führen. In der Regel ist die Nachgeburt nach spätestens 30 min ab. Manchmal dauert aus auch etwas länger. Man sollte auch die Nachgeburt aufheben und dem Tierarzt zeigen, ob sie vollständig ist. Wenn sich die Nachgeburt nicht löst, würde ich bereits nach 1-2 Stunden den Tierarzt hinzurufen und von Nachgeburtverhalten sprechen. Dann muss sie ganz vorsichtig vom Tierarzt gelöst werden.

Ist die Phase erreicht, in der das Fohlen steht, sollte es direkt Darmpech absetzen. Einige fangen auch schon noch im Liegen damit an. Jetzt kann man auch das Klistier zur Sicherheit geben. Ich hingegen beobachte erst, ob zügig Darmpech abgesetzt wird und warte erst mal ab, da man auch nicht zu viele Klistiere geben kann. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die ersten eher klein sind und damit das Fohlen super zurechtkommt, allerdings die letzteren Knöddel um einiges größer werden und da ist, meines Erachtens nach, das Klistier nötiger. Wenn man das Klistier einführt, muss man sehr behutsam sein, um nicht die Darmwand zu verletzen. Wenn die Flüssigkeit verabreicht ist, drückt man am besten den Schweif nach unten, damit es nicht wieder heraus gedrückt wird. Erst wenn ein hellerer, gummiartiger Kot zu sehen ist, ist das Darmpech komplett abgesetzt. Auch hier gilt wieder für unerfahrene Züchter, dass man das Klistier besser vom Tierarzt verabreichen lässt.

Wenn jetzt soweit alles in Ordnung ist, lasse ich Stute und Fohlen erstmal in Ruhe, damit sie sich kennenlernen können. Ich beobachte, ob das Fohlen den Euter findet, greife allerdings selten ein. Die Stuten drücken sich die Kleinen schon in die richtige Richtung. Ich habe das beobachtet: Sie haben eine beeindruckende Technik und „Sprache“, die zum Erfolg führt. Je mehr man an dem Fohlen schiebt, was wir am Anfang auch oft gemacht haben, umso weniger arbeitet das Fohlen mit. Man sollte während der ganzen Geburt unbedingt Ruhe im Stall bewahren und so selten wie möglich die Stute stören.

In den nächsten 7 Tagen steht das Fohlen bei mir unter strengster Beobachtung. Es ist auch wichtig, so schnell wie möglich sicherzustellen, dass die Harnblase in Ordnung ist. Es besteht immer die Gefahr, dass sie während der Geburt reist. Am besten kann man beobachten, ob das Fohlen gut Urin absetzen kann, wenn es geschlafen hat und dann aufsteht. Der Strahl sollte kräftig sein und nicht permanent immer nur ein paar Tropfen kommen.

Was ich desweiteren als sehr wichtig empfinde, das Fohlen direkt ab dem ersten Tag aus der Box zu holen. Allerdings muss man hier beachten, dass das Fohlen die ersten Tage noch nicht so gut sehen kann. Deswegen kommt es bei uns erst auf einen mit Holz eingezäunten Paddock. Wenn ich dann sehe, dass es seiner Mutter gut folgt und fit ist, geht es nach 4-5 Tagen mit der Herde auf die Wiese. Dies geht allerdings nur, wenn sichergestellt ist, dass die Herde Fohlen gewöhnt ist. Ansonsten würde ich die Stute nur mit einer guten Freundin raus lassen. Das muss man probieren wie es am besten funktioniert. Bei einer nicht homogenen Herde kann es auch besser sein, die Stute mit Fohlen alleine laufen zu lassen. Bei gutem Wetter lasse ich die Fohlen direkt mehrere Stunden draußen, sofern sie sich ins Trockene legen können. Dadurch werden sie sehr schnell sehr flink und auch für die Mutter ist es extrem wichtig. Die Stuten haben das Bedürfnis sich zu bewegen. Dies beugt Koliken vor, die Gebärmutter kann sich besser reinigen und zusammenziehen.

Bitte beachten Sie, dass ich kein ausgebildeter Tierarzt bin, sondern dies alles aus meinen Erfahrungen gelernt habe. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich gerne kontaktieren.

Wir wünschen allen Züchtern gut verlaufende Geburten mit gesunden Fohlen und Stuten!

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