top of page
  • AutorenbildMechthild Reitz

Bundesweite Trakehner Pachtstutenbörse: Prämien- und GP-Stute Rominten - vielleicht ein Abschied auf


Auch diese Vermittlungsgeschichte ist ein weiteres Beispiel für die verschiedenen Gesichter der Pachtstutenbörse.

Jutta Michalek ist seit einigen Jahren schwer erkrankt und war nun aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, eine Entscheidung hinsichtlich des Verbleibs ihrer Stute zu treffen. Vor allem fiel es ihr deshalb so schwer, denn wie sagte sie....:" sie ist mein Herzchen, mein ein und alles....".

Der Besitzerin war klar, irgend etwas muss sie machen, denn die Umstände verlangten es so, verkaufen wollte sie die Stute auch nicht sofort und vor allem lag es ihr sehr am Herzen, dass "die Chemie passt.".....

So kam sie auf die Idee ihre Prämien und GP Stute Rominten in der Pachtstutenbörse zu inserieren.....und vielleicht somit auch ein Abschied auf Raten

Dort entdeckt hat sie Martina Gschirtz, wohnhaft in Österreich, nahe der ungarischen Grenze.

Sie war so nett und schrieb uns diesen Beitrag:

Letzten Mittwoch habe ich mich auf den Weg nach Salzburg gemacht, um meine Pachtstute abzuholen.

Nachdem es dann doch sehr flott ging, stört es gar nicht mal innezuhalten und zu reflektieren, wie ich hier her gekommen bin.

Nun ja, ich glaube, wie so oft im Leben, ist die Antwort nicht ganz so eindeutig in 2 Sätzen zusammenzufassen.

Ich bin seit Jahren mit der Reiterei selbständig und habe grundsätzlich beschlossen, etwas umzustrukturieren aufgrund eines tragischen Unglücksfalls in der Familie. Ich möchte einfach mehr zu Hause sein, um mich zumindest zum Teil der Krankenpflege zu widmen. Erste Zuchterfahrungen waren schon gesammelt und die hauseigenen Stuten sind es durchaus wert als Schmuckstücke betitelt zu werden – zumindest in meinen Augen.

So liegt es durchaus nahe mehr in Richtung Zucht zu machen.

Als Kleinunternehmer und Start-Up in Sachen Zucht ist es einerseits natürlich nicht ganz so easy an hervorragende Stuten zu kommen ohne das Budget über zu strapazieren, andererseits macht Zucht ohne dieses Startkapital wenig Sinn. Ich bin kein Freund davon in meinen Augen „solala“ Elterntiere in die Zucht zu nehmen. Cash-strapped (zumindest nicht in der Größenordnung eines halben Einfamilienhauses) aber ambitioniert habe ich dann meine Fühler nach einer Stute ausgestreckt.

Von ehorses über Facebook, in der Hoffnung günstig etwas abzustauben, bis eben hin zur Pachtstutenbörse habe ich Inserate regelmäßig durchgesehen. So richtig wollte das Herz bei den zum Verkauf stehenden Stuten nicht anspringen, bis ich dann über Rominten gestolpert bin. Um das Inserat bin ich doch eine ganze Weile herumgeschlichen. Distanz passt, Abstammung und Beschreibung passt, Optik sagt zu… hach, ich ruf doch mal an. Gesagt. Getan. Und nach einem Telefonat mit der Besitzerin hatte ich das Gefühl, dass der Rest der Einkaufsliste auch ein Häkchen bekommen wird. Vor dem inneren Auge entstand ein Bild von dem Pferd und die Erwartungshaltung stieg ins Unermessliche. Das könnte meine Stute sein.

Für mich ist in erster Linie wichtig, dass meine Pferde wirklich brav und ruhig sind. Pferde aufdrehen kann bald jemand, aber kaum einer kann mit dem sprichwörtlichen „spinnerten Trakehner“. Ich mag also Stuten von wirklich ruhigem Gemüt, die sonntags auch mal die Kleinkinder spazieren tragen könnten. Nicht zuletzt weil es das Stallmanagement sehr angenehm macht. Optimalerweise so, dass sie genau wissen, wann sie für den Job aufdrehen müssen. Das Problem ist dabei selten die Reiterei – das klappt auch mit den Hektikern hervorragend -, sondern einfach wirklich der Umgang. Es vereinfacht die Dinge so schön. Und so ein Pferd findet immer Freunde – wo auch immer es hin geht.

Oscar Wilde beschrieb das mit den Worten „Some cause happiness wherever they go; others whenever they go“.

Ich würde mich freuen, wenn Mintis Fohlen das auch mitbekommen. Lasst uns mal zweckoptimistisch davon ausgehen.

So habe ich mich dann bei Schneegestöber auf den Weg quer durch Österreich gemacht. Von der ungarischen Grenze aus sind das dann doch ein paar Stunden. Die Stute stand zu dem Zeitpunkt beim Vorpächter in der Herde in der sie selbst geboren worden war. Neben ihrer Mutter durfte ich auch noch ihre Schwester und Tochter kennenlernen. Binnen weniger Sekunden war klar, dass dieses Pferd zu meinem inneren Bild passt und sofern sich die Verpächterin nicht als Unmensch entpuppt, war es für mich beschlossene Sache das Pferd zu holen.

So habe ich dann meinen mitgebrachten Kuchen ausgepackt und durfte Jutta (Verpächterin), wie auch Stefan und Elfi (Stürzer, Züchter) kennenlernen. Es war mir eine Freude!

Selbst wenn es mit dem Pferd nichts geworden wäre, freue ich mich über neue Gleichgesinnte im Freundeskreis. Während das Video von der Stutbuchaufnahme lief, wir unser Faible für Trakehner teilten und uns über persönliche Favoriten am diesjährigen Hengstmarkt unterhielten, wurde mir persönlich klar, dass da nicht mehr viel schief gehen kann, weil das im Ernstfall Menschen sind, mit denen man reden kann. Dass niemals alle Eventualitäten von einem Vertrag geregelt werden können, versteht sich meines Erachtens von selbst. Aber ich sah vor mir eine erfolgreiche Vorpacht und mein Bauchgefühl besiegelte den Deal.

Was mich auf persönlicher Ebene noch zur Eile mahnte, war Juttas Krankengeschichte. Und so habe ich beschlossen, dass mir kein Zacken aus der Krone fällt, wenn ich das Pferd gleich abhole und im schlimmsten Fall hat es mich ein bisschen Heu gekostet und es ist nichts geworden. Wäre nicht das erste Mal, dass hinterm Haus ein Pferd steht, wo mich die Geschichte dahinter gerührt hat, selbst wenn es sich auf lange Sicht nicht als MEIN Pferd herausgestellt hat oder auch keinen betriebswirtschaftlichen Nutzen gebracht hat. – Ich gelobe an der Stelle Besserung! Ich glaube, dass ich noch vor Ort zugesagt habe, könnte das aber nicht beschwören, weil einfach so viele Eindrücke und Ideen mit nach Hause gefahren sind.

Wie dem auch sei, nach weiterer Korrespondenz bezüglich Vertragsdetails, habe ich meinen nächsten Ausflug nach Salzburg mit dem Absetzen von Romintens Fohlen getimt. Bei meinem Glück wiederum bei Schneegestöber – diesmal aber mit Hänger. Lange Geschichte in kurz: Und so ist sie da!

Die paar Tage, die bislang vergangen sind, erlauben noch keine Entwarnung von den hauseigenen Schreckschrauben. Die verteidigen die Heuraufe immer noch mit ihrem Leben, aber Minti hat schon ihren ersten neuen Freund gefunden. Der hauseigenen Kaiserschimmel ist ihre neue Gouvernante und leistet ihr im Separeé Gesellschaft.

Die treulose Seele haut aber sofort ab, sobald der Weg zu den anderen frei ist. Wir werden sehen, wie lange es dauert, aber so lange sie mit den anderen nicht in Ruhe am Heu stehen kann, soll sie mit dem Kaiserschimmelchen nächtens das Heu teilen. Ich würde ja sagen, dass ihn das auch freut, fürchte aber, dass der lieber mit der coolen Gang abhängen würde. Wahrscheinlich hat der auch noch im Kopf, dass die Preussen ihm Schlesien g’fladert haben.

Rominten selbst erfüllt bislang alle Erwartungen und wir nehmen uns Zeit uns Kennenzulernen. Bevor ich allerdings DEN Hengst für sie wähle, möchte ich sie noch ein bisschen da haben. Selbstverständlich habe ich schon ein paar Ideen im Kopf, aber genaues weiß ich selbst noch nicht. So viel sei mal verraten: Der Blick geht gen Osten.

Liebe Frau Gschirtz,

vielen, vielen Dank für Ihre sehr, sehr schöne Geschichte!

Der Trakehner Verband sowie der Zuchtbezirk Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg wünschen Ihnen ganz, ganz viel Freude mit Rominten, dass das Kaiserschimmelchen sein "Trauma" mit den Preussen verarbeitet bekommt und sind gespannt, WO im "Osten" Ihr Blick hängen bleiben wird.

226 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page